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Israel im Krieg. Teil 4

Glaubensimpuls 633 von Gregor Dalliard

Nach recht vielen Rückfragen möchte ich nochmal auf die tieferen Zusammenhänge eingehen, die Israel in ein so unfassbares Elend gestürzt haben.
Wir haben darauf hingewiesen, dass nach dem Glauben der ultraorthodoxen und sehr einflussreichen Charedim, der Naturei Karta und anderer, der Staat Israel im Ungehorsam gegen HaShem gegründet worden ist. Diese Tatsache hindert angeblich das Kommen des Messias und bringt, im Gegenteil, immer mehr neues Leid über die Juden in aller Welt.
Nach ihrem Verständnis des TaNaCHs und nach der Lehre des Talmuds hatte und hat kein Mensch das Recht, den Staat Israel in ihrem angestammten Land (wieder) zu gründen. HaShem, so lehren sie, wird dann den Staat Israel innerhalb seiner ursprünglichen Grenzen gründen, wenn alle Juden auf der ganzen Welt nach dem TaNaCH, d. h. nach ihrem Verständnis des TaNaCHs, nach dem Talmud (den sie als die mündliche Thora bezeichnen), leben werden. Dann wird der Messias kommen und den Staat Israel gründen.
Darum kämpfen die meisten Charedim gegen den gegenwärtigen Staat Israel und seine Einrichtungen. Um das zu erreichen, verbinden sie sich mit den Feinden des Staates Israel, mit den Palästinensern, mit dem Iran u. a. m.

Dennoch hat sich aus den Charedim eine politische Richtung herausgebildet, wie etwa die Agudat Jisra’el. Wie alle anderen Charedim sind auch sie gegen den Zionismus (gegen den Staat Israel), weil auch sie davon überzeugt sind, dass sich eine nationale Erlösung des jüdischen Volkes nicht durch die politische Bewegung des Zionismus ersetzen lässt, sondern ausschliesslich durch die Umkehr und Befolgung aller zu den Inhalten der Thora oder zu dem, was sie als Inhalte der Thora verstehen und vertreten.
Darum versucht diese Partei, den grösstmöglichen Einfluss auf die weltanschauliche Ausrichtung des Staates Israel (auf die säkularen Juden)auszuüben. Auf die Dauer hoffen sie, über diesen Weg den vorwiegend säkularen Staat Israel in einen religiösen Staat (Gottesstaat), nach den Regeln des Talmuds, umwandeln zu können. Aus diesen Absichten heraus hat sich bei diesen Charedim schliesslich ein Kampf um den Staat Israel entwickelt. (Quelle). Das aber wollen die säkularen Zionisten mit allen Kräften verhindern. Die Masse der traditionellen ultraorthodoxen Charedim weltweit wirft jenen Charedim, die zur Wahlurne rufen, wie z. B. Jisra’el Agudat, Verrat an der Sache HaShems vor, Apostasie und Ketzerei.

Die ultraorthodoxen Charedim und die zahlenmässig ebenso starken religiösen ultraorthodoxen Zionisten, mischen sich mit entgegengesetzten Absichten in die Politik Israels ein. Die ultraorthodoxen Charedim mehrheitlich mit der Absicht den gegenwärtigen Staat Israel zu vernichten, damit der Messias kommen kann, die ultraorthodoxen Zionisten mehrheitlich mit der Absicht, die säkularen Zionisten für Hashem und seine Gebote im gegenwärtigen Staat Israel zu gewinnen, damit der Messias kommen kann.
Beide mächtigen Bewegungen erwarten das Kommen des Messias. Den Weg, den sie dabei glaubensmässig beschreiten, ist aber grundverschieden. Beide Wege mussten zum Konflikt und schliesslich zu der gegenwärtigen Katastrophe mit dem säkularen Staat Israel führen. Das Verhalten der charedischen Partei Agudat Jisra’el innerhalb Israels ist mit den messianischen Christen oder den Israel freundlichen Werken der Christen zu vergleichen. Die messianischen Christen oder die Israel freundlichen Werke der Christen missionieren unter den Juden immer mit der Absicht, sie für die Taufe zu gewinnen, damit die christliche Gottheit Jesus Christus als christlicher Messias kommen kann. Dass sind unlautere und hinterhältige Vorgehensweisen, die eines Menschen, der den Worten der Propheten in ihrem tiefen Zusammenhang glaubt, unwürdig sind, die weder JaHuWaH, der El Eljon noch irgendein Prophet, noch Jahushua von Nazareth jemals gebilligt hätten.

Die vielen Charedim, die heute in Israel sind, leben in Israel so, als würden sie in irgendeinem anderen Staat der Welt leben. Sie lehnen die weltliche Ordnung des Staates ab, nutzen aber die sozialen Einrichtungen des Staates wie in jedem anderen Staat der Welt auch.
Die Charedim ignorieren die staatlichen Feiertage, wie etwa der Unabhängigkeitstag, den Jom haAtzma’ut u. a. m. Für die Charedim ist im Allgemeinen sowohl der Glaube der ultraorthodoxen religiösen Zionisten (jener, die aus religiöser Überzeugung für den Staat Israel sind und dessen Landnahme) als auch das Vorgehen der säkularen Zionisten (jener,die den Staat gegründet, aber gegen die Siedlungspolitik sind) eine Ideologie, die keineswegs unterstützt werden darf, weil sie gegen ihren HaShem gerichtet ist. Wenige der Charedim leisten Militärdienst. Die jungen Frauen leisten nicht einmal Zivildienst.

Nochmal: Nach ihrer Überzeugung haben die Zionisten 1948, ob sie säkulare oder religiöse Juden sind ist egal, als sie den Staat Israel gründeten im totalen Ungehorsam gegen HaShem gehandelt. Die ultraorthodoxen Charedim zählen sowohl die säkularen, weltlichen Juden als auch die religiösen ultraorthodoxen Juden, zu den Nationalisten. Die religiösen ultraorthodoxen Juden, die Nationalisten, sehen die Gründung des Staates Israel (der Nation) als Fügung HaShems. Sie fühlen sich verpflichtet und genötigt, ganz Israel schrittweise zu besiedeln, selbst mit unlauteren Mitteln, denn HaShem hat ihnen das Land für immer gegeben.

Nach der Überzeugung und Lehre der Charedim darf kein gläubiger Jude den Staat Israel unterstützen. Wer das tut, stellt sich gegen HaShem, er unterstützt und fördert den Ungehorsam und den Abfall von HaShem. Damit fördert er immer neue Gerichte von HaShem. Diese z. T. schrecklichen Gerichte kommen dann immer über alle Juden der Welt, weil ja die Juden die Gemeinde HaShems sind.
Alle Pogrome der letzten 2000 Jahre, seit der Zerstörung des Tempels und der Zerstreuung durch die Römer im Jahre 70, die grauenvollen und entsetzlichen Taten des Hitlerregimes gegen die Juden, die Kriege der Araber gegen die Juden, die aktuellen schrecklichen Gräueltaten der Hamas, der Hisbollah (d. h. des Iran und Katars, mit finanzieller Unterstützung der EU und der Schweiz, die uns vor Entsetzen erstarren lassen), sind nichts weiter als die Strafe HaShems wegen des Ungehorsams von damals. Es ist die Strafe Hashems, weil sie sich nicht bekehren, nicht nach der Lehre der Charedim leben.
Ein wahrer gläubiger Jude (Charedi) hat dies alles in Demut zu erleiden und zu erdulden; denn er wird zusammen mit den ungläubigen Juden vor HaShem schuldig und bestraft. Dennoch gibt es charedische Richtungen, die am politischen Leben des Staates Israel teilnehmen, ohne dessen Existenz zu bejahen und zu unterstützen, etwas, das die meisten von uns gar nicht verstehen können. Der Staat Israel ist für viele Charedim ein notwendiges Übel

Eine solche eingefleischte religiöse Ideologie zerbricht einem fast das Herz. Sie hat absolut nichts mit dem eigentlichen und tiefsten Sinn der Erwählung Israels, seiner Berufung, seinem Auftrag und seiner Sendung zu tun.
Wer könnte die anhaltenden Proteste gegen Benjamin Netanjahu, die dem Krieg Monate lang vorausgegangen sind, nicht verstehen? Vermutlich teilt Benjamin Netanjahu das spirituelle Gedankengut jener Politiker nicht, die dem Glauben der Charedim zugeordnet sind. Seine Glaubenseinstellung ist, soweit ich das zu beurteilen vermag, ausgewogen. Aus machtpolitischen Berechnungen ist er aber Koalitionen mit einflussreichen Charedim oder den Charedim nahestehenden Kreisen eingegangen. Das ist ihm und Israel (und allen Juden weltweit) nun zum schrecklichen, nicht zu fassenden Verhängnis geworden.

“Auf dem Pfad der Gerechtigkeit ist Leben, aber der Weg der Rachsüchtigen führt zum Tod” (Spr 12,28).

Allen wünsche ich einen gesegneten Shabbat und das Wohlwollen guter Menschen. Shabbat Shalom.

Gregor Dalliard

Ankündigungen

Wir laden dich herzlich zu unserem nächsten Bibeltreffen in Finsterhennen ein. Wir treffen uns wieder am 17. Mai 2024 um 14,00 Uhr bei Martin und Kornelia Hunzinger-Schmid, Allmenhag 2, 2577 Finsterhennen. Wir freuen uns ganz fest auf die gemeinsame Zeit! Shalom!

In unregelmässigen Abständen publiziere ich Lebensimpulse (Lims).

Unter dem Kennwort Fragen Leserfragen (Lefs) möchte ich neu auf Leserfragen eingehen. Dabei werde ich auch aufschlussreiche und weiterführende Zusammenhänge anderer zu wichtigen biblischen Themen veröffentlichen.